Warum eigentlich ein siebenarmiger Leuchter?
Uns erreichte die Frage einer Leserin, die wissen wollte, was eigentlich der siebenarmige Leuchter bedeutet und wie er sich vom neunarmigen Leuchter unterscheidet. Der siebenarmige Leuchter (auf Hebräisch: Menora = Leuchter) ist ein weit verbreitetes Symbol im Judentum. Er erinnert an den Leuchter, der nach 2. Mose 37,1724 für das Zeltheiligtum der Israeliten in der Wüste gebaut wurde. Anschließend gehörte er zum Inventar des Tempels in Jerusalem.
Als der Tempel im Jahr 70 nach Christus durch die Römer unter dem Feldherren und späteren Kaiser Titus zerstört wurde, fiel der siebenarmige Leuchter den römischen Truppen in die Hände und wurde nach Rom verschleppt.
Auch in christlichen Kirchen ist der siebenarmige Leuchter häufig zu finden und erinnert an die Zeit der Wüstenwanderung der Israeliten. Der siebenarmige Leuchter unterscheidet sich allerdings vom neunarmigen Leuchter (hebr. Chanukkia), der ein weiteres wichtiges Symbol im Judentum ist.
Die Chanukkia kann entweder acht oder neun Kerzen haben und gehört zum jüdischen Chanukka-Fest, welches in etwa zur gleichen Zeit gefeiert wird wie unser Weihnachtsfest.
Das Fest und der Leuchter erinnern an eine andere Begebenheit aus der Geschichte des Jerusalemer Tempels. Nachdem der Tempel im zweiten Jahrhundert vor (!) Christus entweiht und darin ein Zeus-Altar aufgestellt worden war, kam es im Jahr 164 v. Chr. zu einem Aufstand frommer Juden unter der Führung eines Mannes mit dem Namen Judas Makkabäus.
Dieser Freiheitskämpfer wehrte sich gegen die Einführung griechischer Gottheiten in die jüdische Religion und beendete die Herrschaft des griechisch-weltlich orientierten Königs Antiochus IV. in Israel.
Dieser Aufstand ging als „Makkabäeraufstand“ in die Geschichte ein. Makkabäus und seine Anhänger vertrieben die Zeus-Anbeter aus dem Tempel und feierten dann die Wiedereinweihung des Tempels als jüdisches Gotteshaus.
Nach der Überlieferung des Talmud (der Talmud ist eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums) fanden die siegreichen Makkabäer im Tempel die unversehrte Menora vor. Allerdings gab es im Tempel nur noch so viel rituell reines Olivenöl, dass es die Menora lediglich einen einzigen Tag brennen lassen konnte. Auf wundersame Weise brannte die Menora jedoch die gesamten acht Tage hindurch, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war.
An diese acht Tage, an denen die Menora im Tempel brannte, erinnern die acht Kerzen der Chanukkia. Die neunte Kerze, die erhoben in der Mitte steht (auf Hebräisch heißt sie Schamasch = Diener), ist jene, mit denen die anderen acht Kerzen entzündet werden.
Auch heute noch wird in jüdischen Familien an jedem Abend des achttägigen Chanukka-Festes eine weitere Kerze angezündet, bis am letzten Abend alle Kerzen auf der Chanukkia brennen.
Heute entzünden in der Regel die Kinder des Hauses die Kerzen an der Chanukkia und der Vater erzählt die Geschichte von Judas Makkabäus und der Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels.
(Ruth Sauerwein)