Der junge Freund an Luthers Seite
Zum 450. Todesjahr von Philipp Melanchthon
Von Martin Luther haben wir alle schon gehört und gelesen. Der Reformator lebte von 1483 bis 1546; er wollte die katholische Kirche reformieren, doch es entstand eine Abspaltung, eine neue Kirche neben der alten. Durch ihn kam es ab 1517 zu einer reformatorischen Bewegung ? doch die Auffassungen der verschiedenen Reformatoren wichen von-einander ab. So entstand die Lutherische Kirche als eine evangelischen Konfession und die Reformierte Kirche als eine andere, die auf die Schweizer Reformatoren Calvin und Zwingli zurückgeht. Erst im 19. Jahrhundert gab es Annäherungen zwischen diesen beiden evangelischen Kirchen und in Deutschland schließlich auch die Vereinigung. |
![]() Mit Doktormantel und gütigem, vergeistigtem Blick malte Lucas Cranach d.Ä. Melanchton (um 1532) |
Einer der wichtigsten Freunde und Partner Luthers war Philipp Melanchthon, der aus Bretten im Kraichgau stammt, also der Landschaft, die sich südlich des Odenwaldes anschließt. Barbara und Georg Schwartzerdt waren vier Jahre verheiratet, als am 16. Februar 1497 ihr Sohn Philipp geboren wurde. Sowohl er als auch sein Bruder Georg waren gelehrige Schüler und dem Großvater war es sehr wichtig, dass die beiden eine gute Schulbildung bekamen. Doch als kurz hintereinander der Großvater und der Vater verstarben, wurde die Familie in große Schwierigkeiten gestürzt. Die Kinder kamen zu Verwandten nach Pforzheim; sie wohnten bei einer Schwester des Juristen Dr. Johannes Reuchlin und wurden weiter in ihrer Ausbildung gefördert. Besonders Philipp lernte leicht und viel, war einer der besten Schüler, so dass Dr. Reuchlin bald auf ihn aufmerksam wurde. Bei einer ersten Begegnung schenkte Dr. Reuchlin ihm eine griechische Grammatik, das war 1509. Und in der Widmung nannte Johannes Reuchlin den Beschenkten „Philipp Melanchthon“; Melanchthon ist die griechische Übersetzung von Schwartzerdt.
Die erste Begegnung mit Luther war im Jahr 1518. Im April jenes Jahres war eine große Disputation über Luther in Heidelberg, die auf Melanchthon einen großen Eindruck machte so begab er sich nach Wittenberg, um Luther selbst zu hören. Und Philipp Melanchthon sollte schließlich dauerhaft in Wittenberg bleiben: An der dortigen Universität wurde eine neue Professorenstelle für griechische Sprache geschaffen, die Dr. Reuchlin bekleiden sollte. Dieser lehnte aus Altersgründen ab, empfahl Melanchthon, der die Stelle mit nur 21 Jahren bekam. Er hielt eine Antrittsrede, die nun auf Luther großen Eindruck machte, so ergab sich bald persönlicher Kontakt und dies mündete in Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung.
Bei den Schülern war Melanchthon durch sein Wesen und seinen klaren, verständlichen Vortragsstil bald beliebt, es kamen bis zu 400 Schüler zu seinen Vorlesungen! Luther motivierte ihn einen weiteren akademischen Grad zu erwerben: mit dem „baccalaurus biblicus“ konnte er ab 1520 auch in der Theologischen Fakultät lehren. Luther beriet ihn aber nicht nur in beruflichen Fragen, er ermunterte Philipp Melanchthon auch in privater Hinsicht so zur Heirat mit Katharina Krapp. Die Ehe mit der Tochter des Bürgermeisters von Wittenberg kam am 27. November 1520 zustande.
Philipp Melanchthon hatte in nur zwei Jahren eine völlig neue Stellung in der Gesellschaft. Neben seiner Professorentätigkeit in der griechischen und theologischen Fakultät übernahm er weitere Aufgaben gerade auch im Dienst der Reformation. Er nahm 1529 am Marburger Religionsgespräch teil, formulierte 1530 das Augsburger Bekenntnis und war auf etlichen Synoden, Konferenzen und Tagungen Teilnehmer oder Verhandlungsführer.
Leider litt er unter Schlaflosigkeit und einem empfindlichen Magen, was ihn körperlich teilweise erheblich schwächte. 1540 fiel er in Ohnmacht; Luther eilte zu seinem Freund, der Tod schien nahe. Doch Melanchthon erholte sich wieder. Immer wieder war es auch gerade seine Ehefrau, die ihn pflegte und ihm alle Fürsorge entgegen brachte, wenn die viele Arbeit und große Verantwortung ihn belasteten. Katharina Melanchthon starb am 11. Oktober 1557, was Philipp sehr schmerzte. Er wünschte sich, ihr bald folgen zu können. Eine Reise nach Leipzig im Jahr 1560 kostete den geschwächten Mann wohl die letzte Kraft. Fieberschübe kündigten ab dem 7. April das Ende an. Am 19. April 1560 verstarb Philipp Melanchthon im Kreise seiner Angehörigen; vor dem Haus hatten sich zahlreiche Studenten versammelt, um für ihren Professor zu beten. An der Seite Luthers fand er in der Schlosskirche zu Wittenberg die letzte Ruhestätte. |
![]() In Bretten wurde im 19. Jahrhundert am Marktplatz ein neugotisches Haus als Gedenkstätte für den berühmtesten Sohn der Stadt errichtet. |
Melanchthon war zwar Theologe, aber vom Gedankenansatz humanistisch geprägt. Er grenzte sich weniger stark von der reformierten sowie der katholischen Theologie ab als Luther, was ihm insbesondere nach Luthers Tod 1546 als er der geistige Kopf der Lutheraner wurde auch Kritik eintrug.