Tolles Konzert zum Festauftakt
Es war
ein Samstagabend in Schlierbach, wie er selten vorkommt. Der Kammerchor "Musikal" aus Babenhausen unter Leitung von Frau Borchert war zu Gast in der Kirche. Vierzehn Sänger und Musiker führten die Zuhörer im vollbesetzten Raum mit Musik durch die Zeit. Es war sehr beeindruckend mit welcher Begeisterung und Intensität musiziert wurde.Am Anfang waren es mit alten Madrigalen eher ruhige Stücke. Die beiden überzeugend vorgetragenen Solostücke der Klarinette bildeten den Übergang zu moderneren und oftmals schwungvolleren Musik. Der musikalische Weg führte weiter über die Beatles und Teile aus Musicals hin zu Gospels. Neben der guten musikalischen Qualität war das Selbstvertrauen der vorwiegend jungen Musiker sehr beeindruckend. Sowohl die gesanglichen Soli als auch der Solovortrag am Klavier bestachen mit einer Intensität, die den einen oder anderen Zuhörer sehr ergriffen hatte. |
Festsonntag - 75 Jahre Schlierbacher Kirche
Eingebettet in zwei regnerische
Tage fand am Sonntag, den 2.9.07, das Kirchenfest zum 75 jährigen Jubiläum
statt. An diesem Tag blieb es - zur Feier des Tages - trocken und warm, so dass
die Veranstaltung rund um die Kirche wie geplant stattfinden konnte.
Frau Wesseling-Mangold predigte in einer vollbesetzten Kirche über den
Wert von lebendigen Steinen in der christlichen Gemeinschaft. Sie nahm dabei
Bezug auf die Kirchturmgeschichte, die der Kinderkreis Schlierbach statt der
Lesung vorführte. Der Gesangverein Liederkranz bereicherte den Gottesdienst
mit zwei Liedern. Das sehr rhythmische Lied "Heaven is a wonderful place"
brachte dann die richtige Stimmung in die Kirche. Abschließend wurden
einige Grußworte ausgesprochen.
Nicht nur Herr Diehl als Kirchenvorstandsvorsitzender aus Langstadt sprach,
sondern aus alter Verbundenheit heraus waren Pfarrer Hucke aus Schaafheim und
Herr Wörner aus Kleestadt als Kirchenverteter gekommen. Herr Höreth
sprach als Gemeindevertreter. Herr Pfarrer i.R. Holler und Pfarrerin Richter
aus Darmstadt grüßten ebenfalls ihre ehemalige Gemeinde.
Inzwischen roch es schon
nach leckerem Essen. Der Duft kam vom Grillwagen, der für die warme Mahlzeit
des Tages zuständig war. Im Gemeindehaus wurde zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Umrahmt von der Musik des Schaafheimer Posaunenchors, der aus alter Tradition
wie einst 1932 bei der Kircheinweihung spielte, begann nun der gesellige Teil
des Festes.
Frau Küster führte später Interessierte in ihrem Vortrag durch
die Geschichte der Kirche. Mit Begeisterung erzählte sie kleine, aber überraschende
Details aus dem Kirchenbau. Bilder im Gemeindehaus dokumentierten die Veränderungen
der kirchlichen Innengestaltung.
Die IGS (Interessensgemeinschaft Schlierbach) kümmerte sich spielerisch
um die jüngeren Gäste. Es wurde gemalt, geworfen, gebastelt, geschminkt
und Roller-Slalom gefahren.
Das große Interesse
an der Kirche und das gut besuchte Kirchenfest bei schönem Wetter waren
gewiss Entlohnung für die vielen Vorbereitungen.
Wir danken an dieser Stelle besonders dem Schlierbacher Kirchenvorstand und
den vielen fleißigen Helfern für die gelungene Veranstaltung.
Blick in die Geschichte:
Über die mittelalterlichen Kapellen von Schlierbach und Langstadt
Beim großen Jubiläumsfest zur Schlierbacher Kirche ist es etwas in den Hintergrund gerückt, dass Schlierbach im Mittelalter bereits eine Kapelle hatte. Diese ist jedoch später aufgegeben worden und zerfiel. Wir wissen nichts über ihr Aussehen und ihren Standort. An dieser Stelle soll jedoch diese erste Kirche Thema sein und die Situation mit Langstadt verglichen werden:
Die älteste erhaltene
Urkunde, die den Ort Schlierbach erwähnt stammt von 770 - zum Vergleich:
Der Ort Langstadt tritt erst 1267 in das Licht der Geschichte; allerdings wird
schon 1221 ein Adeliger mit Namen "von Langestat" erwähnt, der
sich nach dem Ort benannt haben dürfte. Beide Ortschaften waren Filialdörfer,
Schlierbach gehörte zur Pfarrei Schaafheim, Langstadt zur Pfarrei Altdorf
(das vor Babenhausen lag und im 30jährigen Krieg unterging). Jedoch wird
für Schlierbach schon 1218 eine Kapelle bezeugt, die dem Heiligen Veit
geweiht war. Seinerzeit hatten die Grafen von Wertheim in Schlierbach einige
Güter und Rechte. Die Kapelle wurde samt Kirchsatz von den Wertheimer Grafen
zusammen mit Gütern in Mosbach den Johannitern geschenkt. Die Johanniter
(ein damals sehr populärer Ritterorden), erhielten also 1218 hier Besitzungen,
die sie weiter ausbauen konnten. Ende des 13. Jahrhunderts übernahmen sie
das seit 827 belegte Nonnenkloster von Mosbach und errichteten eine Komturei,
die bis ins 19. Jahrhundert bestand hatte (wer sich in Mosbach aufmerksam umsieht,
wird noch einiges finden, was an die Johanniter dort erinnert: Teile der Kirche
mit Krankensaal über dem Chorraum und Hofhaus). Mit dem Übergang des
Besitzes an die Johanniter 1218 hatten diese in Schlierbach den Kapellendienst
zu versehen. Die Kapelle dürfte recht klein gewesen sein und in schlichten
romanischen Bauformen erbaut. Vermutlich war es ein rechteckiges, schmales Langhaus
mit quadratischem Chor oder halbrunder Apsis. Ein Turm hatte die Kapelle sicher
nicht. Über An- und Umbauten ist nichts bekannt.
Die mittelalterliche Kapelle in Langstadt wird 1482 erstmalig erwähnt. Sie bestand gleichwohl zu dieser Zeit schon, das genaue Alter ist unbekannt, dürfte aber nicht wesentlich früher errichtet worden sein. Sie war den Heiligen Barbara, Veit und Antonius geweiht. Auch hier gab es zunächst nur einen Kapellendienst.
Anders
wie in Schlierbach wurde 1523 jedoch durch eine Erweiterung (Neubau des
Chores) die Voraussetzung für eine Weiterentwicklung geschaffen. Langstadt
wurde 1561 schließlich selbst Pfarrei. Die Kirche erhielt im 18. Jahrhundert einen neuen Dachreiter (Türmchen), im Innern neue Emporen sowie die alte Orgel von der Babenhäuser Stadtkirche. Größere Um- und Anbauten unterblieben schließlich, weshalb die Platzsituation immer bedenklicher wurde. 1877 schließlich wurde der Bau abgebrochen; |
an seiner Stelle entstand 1878-80 der große neugotische Bau der heutigen Pfarrkirche. Anders in Schlierbach: 1545 wurde in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg endgültig die Reformation eingeführt. Die Betreuung der Schlierbacher Kapelle durch den katholischen Johanniterorden in Mosbach war nicht mehr gewünscht. So wurde die eingerichtete Kaplaneistelle nun von Schaafheim aus betreut. Allerdings nicht mehr lange, möglicherweise weil der Ort Schlierbach zu klein für regelmäßige Gottesdienste erschien und die Kapelle kein Vermögen zur Unterhaltung hatte. Die Kapelle wurde also aufgegeben und zerfiel in der Zeit des 30jährigen Krieges (1618-48). Vielleicht wurde mancher Stein davon auch zum Bau von Häusern wieder verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte blieb nichts von dem Bau, nicht einmal die Erinnerung, wo der Platz der Kapelle war. Stand sie im Dorf? Stand sie auf einer Anhöhe in Ortsnähe? Wir wissen es nicht; vielleicht ergeben sich irgendwann Erkenntnisse oder Hinweise. |
Auf jeden Fall regte sich in Schlierbach bereits im 18. Jahrhundert der Wunsch (wieder) eine eigene Kirche zu haben. Und wie es dann weiterging, das kann man in der schönen Festschrift "75 Jahre evangelische Kirche Schlierbach" lesen...